Um die Begriffe zu klären: Musica Popular Brasileira als ausgeschriebene Version oder auch in der Kurzform MPB wird einem, auch in deutschen Texten, im Zusammenhang mit der Musik Brasiliens immer wieder begegnen. Und hier ist zu betonen: die Übersetzung mit Populärmusik ist eben nicht möglich! Das Zusammengehen von Unterhaltungsmusik mit poetischer Dichtung auf hohem Niveau, das Einfliessen von Folklore und Ernster Musik hat eben diese Fusion Musica Popular hervorgebracht, wie sie nur zu dem Land Brasilien gehört. Dabei fallen die Barrieren zwischen den Generationen, wie wir sie kennen, und weitgehend auch die zwischen den sozialen Schichten weg.
Ein Beispiel aus Rio
Der Samba Enredo, die bekannte Strassenmusik des Karneval, war zunächst eine Schöpfung der Favelas (Slums), verschmolz aber im Laufe des 20.Jahrhunderts mit den einst vom gehobenen Bildungsbürgertum aus Paris importierten Formen und wurde nach und nach gesellschaftsfähig. Gleichzeitig existierte in den Salons die gesungene Samba mit kammermusikalischer Besetzung. Beide Vorlagen, wenn auch die zweite mehr, waren Ende der 50er Jahre beteiligt am Entstehen des Neuen Beat, des Bossa Nova, der nur möglich war, weil man sich des nordamerikanischen Jazz angenommen hatte.
Seit dieser Zeit taucht der Begriff MPB auf. In den einschlägigen Verzeichnissen findet man eine lange Liste von Interpreten. Über so manche wird hier noch zu sprechen sein. Auch über besonders interessante Formen wie den Tropicalismo.