1993 hatten Tom Jobim und Joe Henderson gemeinsame Konzerte in Rio und São Paulo. Als im April 1994 in der Carnegie Hall das 50jährige von Verve-Records gefeiert wurde, war ein Höhepunkt das gemeinsame Desafinado von Jobim und Henderson. Es entstand der Plan für Double Rainbow: eine Platte mit Jobim-Liedern und zwei verschiedenen Rhythmusgruppen, einem Jazz- und einem Brazil-Teil. Suite II wurde mit Herbie Hancock (p), Christian McBride (b) und Jack DeJonette (dr) in Los Angeles aufgenommen. Die Aufnahme von Suite I sollte in Rio stattfinden, mit Jobim am Piano. Er erkrankte jedoch und starb im Dezember 1994. Man spielte diesen Teil dann in New York ein, mit Eliane Elias (p), Oscar Castro-Neves (g), Nico Assumpção (b) und Paulo Braga (dr).
Einer dieser Brazil-Titel ist Dreamer. Von Eliane Elias erscheint dann 2004 die Platte Dreamer, Oscar Castro-Neves und Paulo Braga sind wieder dabei. Ein gelungener Strauss, vorwiegend Bossa Nova. Die Pianistin lebt zwischen den Kulturen, 1960 in São Paulo geboren, ist sie seit 1981 auch in New York erfolgreich. Die erste Rolle spielt hier ihre Stimme, der Gesang in Englisch oder im Original, wie bei Vivo Sonhando (Dreamer). (Hier ein Link zu Elianes Version von Samba Triste.)
Einer Laune folgend (ich komme grad aus dem Theater) noch ein Zitat aus Shakespeare, The Tempest (übersetzt von A.W. Schlegel):
Das Fest ist jetzt zu Ende; unsre Spieler,
Wie ich euch sagte, waren Geister und
Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.
Wie dieses Scheines lock’rer Bau, so werden
Die wolkenhohen Türme, die Paläste,
Die hehren Tempel, selbst der große Ball,
Ja, was daran nur teilhat, untergehn;
Und, wie dies leere Schaugespräng erblasst,
Spurlos verschwinden. Wir sind solcher Zeug
Wie der zu Träumen, und dies kleine Leben
Umfasst ein Schlaf.
(Zum Thema noch ein Foto von Claudia Rogge mit dem Titel Dreamer.)