Man könnte es mit Miss Swing übersetzen. Balanço steht für das Wiegen der Palmen im Wind, für den Schwung der Hüften an der Strandpromenade von Ipanema oder auch im Tanzsaal von Lapa. Rhythmus und Harmonie des modernen Jazz sind eingearbeitet, und doch ist das Material ganz brasilianische Tradition: Clara hat auf ihrer sechsten Platte Miss Balanço ganz und gar auf bewährte Sambas zurückgegriffen. Die Namen einiger Komponisten: João Donato, Jorge Ben, Elza Soares, Gilberto Gil, also brasilianisches Volksgut. (Nebenbei: Samba in der städtischen Form ist eine Angelegenheit der Moderne und braucht, wie der Jazz, die Zeitakzente.)
Clara Moreno kommt aus Rio de Janeiro und hat bekannte und erfolgreiche Musiker-Eltern: Mutter ist die Sängerin und Liedermacherin Joyce, Vater der Komponist Nelson Angelo Moreno. Mit 10 Jahren schon im Background, z.B. von Milton Nascimento, dann mit 18 nach Paris, um Musik zu studieren. Zurück in Brasilien experimentiert sie mit Acid-Jazz, Psychodelia, Bossa Nova, Tropicalia. Mit den ersten drei Alben bleibt sie aber noch im Hintergrund. Der Erfolg, auch in Japan und Europa, kommt 2004 mit Morena Bossa Nova, von Rodolfo Stroeter produziert, im Stil des Elektro-Bossa. Auf Meu Samba Torto (Mein verdrehter Samba) von 2007, wieder von Stroeter, diesmal bei Far Out Recordings in London produziert, fügt sie ihrer feinen und gradlinigen Stimme nur Akustik-Gitarre, -Bass und Drums hinzu, hat auch, im Blick auf die weite Welt, Titel wie Mon manage a moi von Edith Piaf oder den Jazzstandard Tenderly dabei, aber auch einfach Bossa Nova, wie Ela vai pro mar ( zusammen mit Celso Fonseca).
Miss Balanço ist nun von der Mama, Joyce, wieder bei Far Out in London produziert und es ist gelungen. Samba als Tanzmusik und Jazz verstehen sich gut. Schauen wir noch, was das Tatoo auf dem Arm sagt: Paz e Música. Ein guter Lebensinhalt!