Ein neues Stück Brasilien tauchte mit dem Montreux Jazz Festival von 1974 in unserer Wahrnehmung auf, mit der Teilnahme von Flora Purim und ihrem daraus hervorgegangen Album 500 Miles high. Zehn Jahre vorher hatte sie, als Newcomerin, für ein Konzert in Belo Horizonte Milton Nascimento als Begleitmusiker engagiert. Es entstand eine innige Freundschaft und sie nahm ihn auch mit nach Montreux (er brachte als Begleitung wiederum die zu der Zeit noch wenig bekannten Wagner Tiso, Piano und Robertinho Silva, Schlagzeug mit). Nun war Milton schon mal unterwegs, und Wayne Shorter bat drum, ihn mit ins Studio nehmen zu dürfen. So entstand gleich noch ein Klassiker, Shorters Album Native Dancer.
Vor mir liegt nun eine CD aus dem Jahr 2000: Flora Purim sings Milton Nascimento, eine Würdigung des Freundes, 10 Lieder, neu arrangiert von dem brasilianischen Pianisten Luiz Avellar, Jazz und Musica Popular in tanzender Umarmung, empfehlenswert, mit satter Bläser- und Rhythmusgruppe, natürlich dabei ihr Mann Airto Moreira.
Zur Erinnerung: 1967 gingen sie, der brasilianischen Militärdiktatur den Rücken kehrend und die nordamerikanische Jazzszene suchend, nach New York. Von den musikalischen Begegnungen zeugen, bei Flora, gemeinsame Platten mit Stan Getz, Gil Evens, Cannonball Adderley und Dizzy Gillespie, bei Airto mit Weather Report und Miles Davis (v.a. Bitches Brew). Mit Chick Coreas Band Return to Forever arbeiteten beide einige Jahre zusammen. Airto Moreira führte in der Zeitschrift Down Beat die Rubrik Percussion ein und schuf damit überhaupt erst die öffentliche Bezeichnung für die von ihm neben dem Drum Set gespielten Instrumente.
Hören wir uns Casa Forte, (Komposition Edu Lobo) von der Platte Stories to tell an, 1974 in Berkeley, Kalifornien, mit großem Freundeskreis aufgenommen. Dabei George Duke, Carlos Santana, Ron Carter, Oscar Castro-Neves. Zum 68sten gibt es sicher noch viele Geschichten zu erzählen. Die besten Wünsche!