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Brasilianische Musik Neuerscheinungen

Brasilianerin in Paris: Aline de Lima

Auf die Mischung kommt es an: Aline de Lima ist in dem brasilianischen Bundesstaat Maranhão geboren (1978), dort, wo sich das Grün Amazoniens mit den trockenen Flussläufen des Sertão trifft und sich in einer weiten Dünenlandschaft dem Meer nähert. Portugiesische, indigene und afrikanische Kultur haben ein reiches Erbe hinterlassen, die lebhaften Jahresfeste sind eine Äußerung davon. Die Hauptstadt São Luís galt einst als das Athen Brasiliens.

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Aline ging als 19jährige nach Stockholm und dann nach Paris. Die Begegnung mit dem Saxofonisten und Komponisten Frank Chatona verwandelte ihre Lyrik in Musik. Dazu traf sie auf den brasilianischen Musiker und Produzenten Vinícius Cantuária. Geografisch waren seine Stationen Manaus, Rio, New York, musikalisch vereinte er Bossa Nova und neuen Jazz, hatte mit Brian Eno, Laurie Anderson, David Byrne, Bill Frisell und anderen gearbeitet. Er nahm im New Yorker Studio Shinebox Alines erste und gleich erfolgreiche CD

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auf. Mit von der Partie waren Jobim-Drummer Paulo Braga, der Bahia-Percussionist Marivaldo dos Santos, beide sorgen für eine nicht laute, aber fein gewobene Rhythmik, Gustavo Salani an der akustischen Gitarre und Paul Socolow am Bass, einige Stücke gewürzt durch den Trompeter Michael Leonhart und mit experimentell-elektrischen Gitarrenlinien von Vinícius Cantuária.

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Frank Chatona als Komponist, Aline als Mitkomponistin, Dichterin und Sängerin, deren Basis Brasilien-Nordost deutlich hörbar bleibt, hat mit dem Treffen auf die New-York-Szene ein aufregend-hörbares, abwechslungsreiches und gehaltvolles Produkt ergeben. Die Nachfolgeplatte von 2008 Açaí (Hörbeispiel:  Menino Açaí) ist von dem seit 2005 auch in Paris lebenden japanischen Avantgarde-Jazztrompeter Jun Miyake produziert und wirkt meditativer, gleichzeitig sich Alines Heimat besinnend (der Name Açaí stammt von einer Amazonas-Palme). Wir warten auf mehr!