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Pandeiros von Tamima Brasil

Die Avenida Paulista kann man lieben oder auch nicht: es ist hier auf jeden Fall eine besondere Mischung entstanden. Im 19. Jahrhundert schufen sich die Kaffeebarone das neue Luxuswohnviertel mit der ersten gepflasterten Straße von São Paulo. Inzwischen sind in den zwanzig- und mehrstöckigen Türmen alle großen Banken und Versicherungen vertreten. Ein großer Teil der Gebäude ist durchaus geschmackvoll, ein Stück Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die verbliebenen Villen sind gut erhalten und sinnvoll genutzt. Kultur und blühendes Wirtschaftsleben geben sich hier die Hand.

Fährt man mit der grünen Metrolinie weiter bis zur Endstation Vila Madalena, so öffnen sich seitlich aufgelockerte Wohngebiete mit netten kleinen Häuschen. In einem davon hat Tamima ihre Wohnung und ihre Werkstatt. Als Schlagzeugerin spielt sie mit der Créme der Musica Popular und mit einer eigenen avantgardistischen Band. Sie kommt aus der Musikerstadt Salvador da Bahia, hat in Rio de Janeiro den Instrumentenbau gelernt und verfeinert die Kunst mit ihrer Erfahrung als Musikerin weiter.

Das Instrument liegt leicht in der Hand – es sind vielleicht die leichtesten der Spitzenpandeiros, die es gibt – und es ist eine Genuss, mit Tamima einige Takte zu spielen. Der Anschlag fällt leicht und der Klang ist, zusammen mit dem dezenten Rauschen der Schellen, bezaubernd (die obere Lage der Platinelas ist gehämmert, die untere perforiert). Das Pandeiro, das ich aus diesem Haus mit den äußerst sympatischen Leuten davontrage, könnte mein Lieblingsinstrument werden! (Auf dem Fell ein Bild des Jagdgottes Oxossi, von Tamimas Freundin Juliana gemalt. Auch im Haus wohnt Taminas Bruder Yago Avelar, vielleicht einer der schnellsten Pandeiristas Brasiliens.)

Der Tipp, den wir auf den Weg mitbekommen, in der Nähe der Avenida Paulista im vegetarischen Restaurant Gopala (Rua Antonio Carlos, 413) zu essen, ist gut. Hervorragendes indisch-brasilianisches Essen und ein Besuch im Museu de Arte de São Paulo runden den Tag ab.