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Brasilianische Musik Neuerscheinungen

Neues Altes von Maria Bethânia

Maria Bethânia, seit über 40 Jahren leuchtender Stern der brasilianischen Musik, in den 70ern die Verkörperung der Gegenkultur, später die Romantikerin, zugleich in allen Stilen zu Hause, ging 2003/2004 ins Studio, um in Erinnerung an die gute Freundschaft zu Vinicius de Moraes dessen musikalische Dichtung in neue Form zu bringen. Sie nahm sich gute Gesellschaft mit und die Sambas und Bossa Novas aus den 50er und 60er Jahren erklingen auf höchstem Niveau. Que falta você me faz enthält natürlich Klassiker wie die  Jobim-Moraes- Komposition  A felicidade oder  Samba da bênção von Moraes und Baden Powell.

Marcel PowellDie zweite und dritte Generation ist dabei, so Tom Jobims Enkel Daniel Jobim am Piano, auch die Söhne von Baden Powell, Philippe Baden Powell (Piano) und Marcel Powell (Gitarre).

Gilberto Gil beschrieb die Stimme von Maria Bethania einst als „Reibung zwischen dem Nichts und Alles“. Dass sie immer noch die beeindruckende Präsenz hat, zeigte die Filmdokumentation von 2005  Música é perfume. Die Presse fährt alles auf, um die Begeisterung mitzuteilen.

In Freundschaft hat aber doch der Dichter Vinicius de Moraes 1965 die besondersten Worte gefunden:
Maria Bethânia singt wie ein junger brennender Baum, dessen knisterndes Holz sich nach oben verbraucht. Alles ist Feuer in dieser außergewöhnlichen Sängerin, die ihre Stimme aus Bahia zu uns gebracht hat, um eine Botschaft von Liebe und Poesie zu übermitteln, wie es selten passiert.
Ihr Gesang ist frei und rein, aber nicht von einer unvermischten, unmenschlichen Reinheit: es ist ein Treffen zwischen Himmel und Erde, eine Hochzeit der Welt mit der Unendlichkeit. Es ist ein angebrannter Klang mit einer Qualität von Jute, allermenschlichste Komponente, aber ihr Gesang erhebt sich höher, lyrisch, berauscht vom Raum, mit Sternen besetzt.
Maria Bethânia singt mit der Freiheit der Vögel, hinaus in die Welt, aber ohne die fundamentale Intimität in der Kommunikation zu verlieren.
(Quelle: CD-Beiheft, eigene Übersetzung)